Primeln – gar nicht langweilig
Schon im Februar nutzt die Stängellose Primel (Primula vulgaris) schneefreie Tage, um ihre Blüten zu öffnen. Ein Glück für Hummeln und andere Frühaufsteher, denn in der langen Kronröhre wartet süsser Nektar auf sie. Beim genauen Hinsehen kann man etwas entdecken: es gibt nämlich zwei verschiedene Blütentypen, wobei nur ein Typ innerhalb eines Individuums vorkommt. Typ 1 bildet die gelben Staubblätter am Kronröhrenausgang und weiter innen (unten) sitzt der Narbenkopf. Typ 2 steckt den Narbenkopf bis zum Kronröhrenausgang; die gelben Staubblätter sitzen weiter unten in der Kronröhre und sind von aussen nicht sichtbar (siehe Skizze).
Wozu der Aufwand? Primeln möchten gern Pollen eines anderen Primel-Individuums und nicht von sich selbst. Steckt Frau Hummel ihren Rüssel in die Röhre von Typ 1, so wird Pollen weit hinten am Kopf platziert. Nur wenn sie auf Typ 2 schliesslich landet und wieder Nektar trinkt, wird der Pollen auf die Narbe, die nun in gleicher Höhe wie vorher die Staubblätter ist, gestrichen. Dem nicht genug: nur der Pollen von Typ 1 kann auf der Narbe von Typ 2 keimen und umgekehrt. So wird am besten das genetische Material gemischt und potente Nachkommen erzeugt. Übrigens findet man oben beschriebenes Phänomen, was in der Fachsprache Heterostylie (=Verschiedengrifflichkeit) genannt wird, bei fast allen Primelarten.